Hallo Sebastian,
Gratulation zum Vize Weltmeistertitel im Formula Windsurfen!!!
Wie geht es Dir? Wo bist Du Zurzeit?
Mir geht es super! Ich bin jetzt seit ein paar Tagen in Tarfia und somit dem deutschen Winter entflohen. Hier fühle ich mich wohl und kann gut für die nächste Saison trainieren.
Du hattest ein langes anstrengendes PWA Jahr hinter Dir, warum hast Du Dir die Formula WM noch angetan?
Ein großer Bestandteil meiner bisherigen Karriere spielte sich auf dem Formula Board ab. Meine ersten Rennen am Bodensee und in der Schweiz waren teilweise Formula Rennen, in Deutschland war es unfassbar wichtig, um sich einen Namen zu machen und auf den internationalen Events habe ich gegen die harte Konkurrenz viel gelernt. Auch wenn ich zurzeit die PWA Tour mitfahre, habe ich doch immer Lust auf ein hochklassiges Formula Event. Die lange andauernden Rennen, die vielen taktischen Möglichkeiten und die körperliche Herausforderung machen für mich einen großen Reiz aus. Deshalb war es mir klar, dass die WM sein muss. Es half natürlich auch, dass es das höchstdotierte Windsurf Event des Jahres war, das verlieh dem Ganzen ein gewisses Prestige.
Wie hast Du Dich auf diese WM Vorbereitet?
Ich hatte ein paar Tage mit Malte Reuscher auf Elba vor dem Worldcup in Frankreich und direkt nach diesem bin ich mit meinem Nordmann Teamkollegen Nico Prien auf die Azoren geflogen. Wir waren zehn Tage vor Beginn des Events am Spot und haben versucht uns gegenseitig schnell zu machen und uns an die Bedingungen zu gewöhnen. Das hat allerdings nur mäßig funktioniert, da wir mit Windmangel zu kämpfen hatten.
Mit wieviel Material bist Du zur WM geflogen?
Dieses Jahr war ziemlich viel Material mit dabei. Ich hatte kurz vor der WM noch die neusten Proto Segel von Gaastra bekommen und konnte sie nicht vor Abflug auf die Azoren testen. Dementsprechend musste ich also zwei komplette Sätze Segel mitnehmen. Sechs Segel insgesamt, dazu fünf Masten, zwei Gabeln und ein Board. Gar nicht so viel, wenn ich bedenke was ich zu einem PWA Worldcup immer mitschleppe.
Wie viele der großen Finnen hattest Du mit? Und bist Du immer mit derselben Finne gefahren? Wann wechselt man?
Da die Finne immer im Zusammenspiel mit Brett und Segel gesehen werden muss und ich komplett neue Segel dabei hatte, habe ich alle Finnen mitgenommen, die irgendwie hätten funktionieren können. Man darf nur drei Finnen anmelden aber ich hatte neun Finnen dabei. Finnen wechselt man im Formula abhängig von der Segelgröße die man benutzt, aber auch den Wellenbedingungen auf dem Kurs. Bei wenig Wind versucht man eine etwas größere und weichere Finne zu fahren.
Wie waren die Wind und Wellenverhältnisse vor Ort?
Dieses Jahr war etwas weniger Wind als gewohnt. Ich denke wir hatten während der Rennen alles zwischen 5 und 20 Knoten. Allerdings gab es fast jeden Tag große Wellen und wir sind teilweise in über 2 Meter Dünung gefahren.
Gibt es Teilnehmer die Ausschließlich nur Formularennen surfen?
Ja natürlich. Ich denke das gibt es in jeder Disziplin. Die Jungs gehen zwar auch zum Spaß vielleicht auf ein Waveboard, aber für Rennen nur auf das Formula.
Mit welchen Segelgrößen bist Du gefahren?
Hauptsächlich mit 11, selten mit 12 und 10 kam leider nicht zum Einsatz.
Wie viele Rennen wurden am Tag gefahren? Wie lange dauert ein Rennen?
Es wurde angestrebt am Tag vier Rennen zu fahren. Jedes Rennen bestand aus drei Runden um den Kurs und dauerte ungefähr 30 Minuten. Da kommt man auf zwei Stunden Rennzeit, mit Wartezeit an der Startlinie und vorherigem Einfahren waren wir ca. vier Stunden auf dem Wasser. Man kann sich sicher vorstellen, wie wir abends in die Hotelbetten gefallen sind.
Beim Slalomrennen entscheidet meist der Start, was entscheidet ein Formularennen?
Ganz so einfach ist es beim Slalom nicht, allerdings ist es auch beim Formula wichtig einen guten Start zu erwischen. Es gibt allerdings unzählige Möglichkeiten durch taktische Manöver und die richtige Wahl des Kurses Meter gut zu machen und andere Fahrer zu überholen. Allerdings gilt das auch umgekehrt. Man kann sich in der führenden Position nie sicher sein und darf keine Fehler machen. Je nachdem wie viel Welle über den Kurs läuft kommt es auch darauf an, diese bestmöglich abzureiten und die Energie der Wellen zu nutzen. Im Grunde aber kommt man irgendwann auf ein Level bei dem Speed und Winkel bei den meisten Fahrern um einen herum sehr vergleichbar sind. Dann entscheidet, wie immer in einer Rennsituation auf dem Wasser, der Kopf. Wer die Nerven behält und unter Anstrengung und Anspannung noch schnell und fundiert denken kann ist vorne.
Wie hast Du nach den Rennen regeneriert?
Ha, viel essen und viel schlafen. Das passiert beides von alleine!
Ab wann wusstest Du dass ein Podiumsplatz möglich ist?
Die letzten drei Weltmeisterschaften, die ich bestritten habe brachten mir einen siebten, einen fünften und nun einen zweiten Platz. Die Tendenz zeigte also schon rein von den Zahlen her stark aufs Treppchen. Richtig klar wurde es mir, als ich nach vier Rennen auf dem zweiten Platz lag. Allerdings lagen zu diesem Zeitpunkt nur zwei Punkte zwischen Platz zwei und Platz fünf, was ganz schön aufregend war. Aber als ich dann in einem darauf folgenden Rennen, nach einem schlechten Start von Platz zehn an der ersten Tonne, auf Platz zwei im Ziel fuhr war mir klar, dass alles möglich ist und ich war hungrig auf weitere Rennen.
Wie hast Du deinen Erfolg gefeiert?
Es war schön, dass sonntags keine Rennen mehr gefahren wurden. Es war viel los in der Stadt und fast alle Fahrer haben samstags ausgelassen gefeiert. Es war ein feucht fröhlicher Abend und es herrschte ausgelassene Stimmung bis in den frühen Morgen hinein. Als ich dann nach dem Event wieder zu Hause war, kamen fast eine Woche lang jeden Tag Freunde oder Verwandte vorbei, um mit mir zu feiern. Ich habe diese Woche, bevor es hier nach Tarifa ging wirklich in vollen Zügen genossen und denke gerne an die Zeit zurück.
Was kommt als nächstes bei Dir? Wo trainierst Du im Winter?
Ich werde mein Wintertraining hauptsächlich in Tarifa verbringen mit ein oder zwei Trips nach Teneriffa. Allerdings haben mich auch schon Freunde gefragt, ob ich nicht für ein paar Wochen nach Kapstadt kommen will. Das wäre zwar ein Traum dort wieder hinzukommen, aber für den Worldcup trainiert es sich wohl besser in Tarifa.
Vielen Dank für das Interview!
Lass Dich ausgiebig in Deutschland feiern und wir drücken die Daumen für die nächste PWA Saison!
Andy Laufer gehört seit jahrzehnten zum deutschen Windsurfsport! Seie Leidenschaft für Geschwindigkeit hat eher noch zugenommen in den letzten Jahren! Zusammen mit Gunnar Assmussen arbeiten sie daran in Süd Frankreich die 100km/h Marke auf dem Surfbrett lebend zu überstehen.
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